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Rechtssache H2O: Kunden illiquider Fonds gewinnen eine erste Gerichtsrunde

Ein Klägerverband hat vor Gericht erwirkt, dass H2O Asset Management Dokumente vorlegen muss, die die Begründung für seine willkürlichen Investitionen darlegen. Mit der Zusammenstellung und Prüfung der Beweisstücke wurde Eric Pinon, der Vorsitzende des französischen Verbands der Finanzverwaltung (AFG), beauftragt.

Fast zwei Jahre nach dem Einfrieren mehrerer Fonds von H2O Asset Management holten sich die Kunden der Vermögensverwaltungsgesellschaft, die sich in Schwierigkeiten befanden, einen ersten Sieg vor Gericht. Das Handelsgericht Paris zwingt das einstige Erfolgsunternehmen der Londoner Finanzwelt, an dem Natixis noch 23 % Anteile hält, zur Übermittlung von Dokumenten, die eine Nachverfolgbarkeit seiner umstrittenen Investitionen in Tennor, der Holding von Lars Windhorst, einem deutschen Geschäftsmann mit zweifelhaftem Ruf, ermöglichen.

Eric Pinon, der den Vorsitz des französischen Verbands der Finanzverwaltung (AFG), der Branchenlobby, gerade abgegeben hat, wurde mit der Sammlung und Überprüfung der Beweisstücke beauftragt, so das Fachmagazin Newsmanagers. Diese Arbeit beginnt nächste Woche mit einem erstmaligen Treffen in den Pariser Räumlichkeiten von H2O, also einen Monat nach der richterlichen Anordnung des Gerichts vom 8. Juni.

1,6 Milliarden Euro eingefroren

Das Boutique-Unternehmen des Franzosen Bruno Crastes, das auch Gegenstand einer Untersuchung der britischen Marktaufsichtsbehörde ist, kommentiert dieses erste Urteil nicht. Es verwaltet nur noch 12,8 Milliarden Euro (Stand: Ende Mai) im Vergleich zu 30 Milliarden Euro Ende 2019. Die Gesellschaft H2O war bei ihren riskanten Investitionen in illiquide Wertpapiere immer sehr diskret, obwohl sie gemäß ihrer Marke eigentlich mit Transparenz und durchsichtigen Verwaltungsmethoden wirbt.

Trotz des Entsperrens eines Teils der Fonds bleiben 1,6 Milliarden Euro aus dem Bestand in den Auffangfonds (den sog. „Side-Pockets“) nach französischem Recht mit Schuldscheinen der dubiosen Tennor-Gruppe gesperrt. Ihre für Mitte 2021 vorgesehene Rückzahlung wurde um sechs Monate verschoben. Ohne Erfolg.

Ende 2021 schrieb H2O den Wert dieser Side-Pockets um durchschnittlich 35 % ab, manche Kunden befürchten jedoch, dass sie ihre gesamte Einlage verloren haben. Das Unternehmen wiederholt, dass es „weiterhin mit seinen Rechts- und Finanzberatern in Bezug auf die Risiken der SP-Fonds [der sog. „Side-Pockets“, Anm. d. Red.] zusammenarbeiten wird, um die Wertpapiere der Tennor-Gruppe zu den bestmöglichen Bedingungen zu veräußern“.

Die Arbeit von Eric Pinon soll Licht in die Bewegungen innerhalb der H2O-Fonds seit 2015 bringen, dem Jahr, in dem vermutlich erstmalig eine Transaktion mit einer Gesellschaft der Tennor-Gruppe erfolgte. „Der Bericht soll uns bei der Berechnung der Verluste seitens unserer Kunden helfen, indem wir für jeden Fonds die Zeichnungen von Anleihen in Verbindung mit Tennor und die durch H2O gewährten Veräußerungen nachvollziehen“, erklärt Dominique Stucki, Rechtsanwalt des H2O-Anteilseignerkollektivs.

Dieser Verband, dem mehrere Dutzend Berater für Vermögensverwaltung, Fondsverwalter und Sparer angehören, hatte vor acht Monaten H2O beauftragt. Ein Vorgehen, bei dem sie auch von der deutschen Verwaltungsgesellschaft Sauren, vertreten durch die Kanzlei Simmons & Simmons, unterstützt wurden.

KPMG und Caceis verschont

„Wir werden außerdem die gesetzlichen Verstöße genauer identifizieren können, insbesondere die aufsichtsrechtlichen Quoten, die Buy-and-sell-backs [Pensionsgeschäfte, Anm. d. Red.] und die Interessenkonflikte im Zusammenhang mit den Bewegungen zwischen den Gesellschaftsfonds“, führt Rechtsanwalt Stucki weiter aus. „Schließlich möchten wir die Umstrukturierung der Schulden von Tennor im Jahr 2021 verstehen, wonach immer noch keine Zahlungen an die Anteilseigner ermöglicht wurden.“

Sobald dem Gericht der Bericht vorliegt, also spätestens in vier Monaten, „wollen wir eine Klage in der Sache einreichen, um eine Entschädigung für Geschäfts- und Privatkunden zu fordern“, präzisiert Rechtsanwalt Stucki. Die Aufgabe des früheren Vorsitzenden der AFG, der wegen seiner Fachkenntnis und Unabhängigkeit von H2O dafür auserwählt wurde, ist jedoch nicht so umfassend, wie von den Klägern gewünscht. Sie umfasst nicht die Untersuchung des Finanzprüfers KPMG, und der Depotstelle Caceis, die finanzielle und aufsichtsrechtliche Daten hätten liefern können.

Dennoch muss „Eric Pinon die von H2O vorgelegten Dokumente zusammenfassen und dabei deren Richtigkeit, Ungekürztheit und Vollständigkeit anhand der vom Gericht erstellten Liste der einzureichenden Beweisstücke überprüfen“, bestätigt Dominique Stucki.

Quelle: Les Echos

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